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Luise Rinser
Man kann auf den Knien liegend vor der Vielfalt, der Ungeheuerlichkeit der Schöpfung, nur mehr sagen: „Ich verstehe nichts und alles. Ich bete an.“

Tagung im Kloster

Tagung im Kloster St. Ottilien zum Thema Musik.

2014

Musik und Spiritualität

Dieser 12. Band des Jahrbuchs AUFGANG enthält vor allem die Beiträge zur Tagung MUSIK UND SPIRITUALITÄT,  die im Jahr 2014 im Kloster St. Ottilien stattgefunden hat.  Verfasser sind Heinrich Beck, Gisela Dischner, Peter Michel Hamel, Jochen Kirchhoff und andere.

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Vom Ursprung der Dichtung

Tagung

zum 100. Geburtstag

von Luise Rinser

Wessobrunn 13.-15. Mai 2011

Einen Dichter kann man vortrefflich ehren, indem man sich mit dem befasst, woraus sein Werk hervorgeht: die Dichtung. Deren angemessene Betrachtung betrifft sowohl die Geschichte ihrer Erscheinungsformen als auch den Ursprung ihres Wesens.
Dichtung ereignet sich durch eine besondere Erfahrung der unmittelbaren Wirklichkeit – durch den Sprung in eine Dimension, in welcher die Realität neu entdeckt wird. Sprung besagt Abhebung vom Alltag, doch nicht um sich davon zu entfernen, sondern um dessen oft verborgenen Sinn zu enthüllen.
Bei Luise Rinser kommt nun die persönliche Erfahrung, die sie zur Dichterin machte, mit der Seinserfahrung, aus der Dichtung überhaupt hervorgeht, überein.
Beim Lesen von Die gläsernen Ringe habe er das Gefühl gehabt, in einem Garten spazieren zu gehen, sagte Hermann Hesse. Es war 1941. Die Welt bebte. Während sich „draußen“ die Menschen zerfleischten, teilte die dreißigjährige Dichterin der Öffentlichkeit mit, was „ein Kind von fünf Jahren“ 1916 mitten im Ersten Weltkrieg „darinnen“, im Kloster zu Wessobrunn, erlebt hatte. Durch die Sichtung der Innenseite erschien ihr auch das Gewicht der „Äußerlichkeit“ in neuem Licht.
Die Grunderfahrung war: die Natur, das Göttliche und der Mensch. Kampf. Schönheit und Geheimnis, Schmerz der Leidenschaft. Ekstase. Verlust des Sinnes und Sehnsucht danach: Gott überall, aber verborgen.
Von besonderem Gewicht war das Erlauschen der Worte der Stille in der Betrachtung des Teiches am Brunnen, welcher der Vision Tassilos und Wezzos Entdeckung gedenkt. Das Sprechen des Schweigens lernte sie gleichfalls hören in den Gängen des Klosters, in der hellen Dunkelheit der Kapelle, in den Ecken des Gartens. Und die Erhabenheit des Seins erblickte sie in der Gestalt des großen Baumes.
Als Luise Rinser Wessobrunn den „Ort meiner Kindheit“ nannte, meinte sie nicht nur die chronologisch erste Phase ihres Lebens, sondern Aufgang als den Ort, an welchem sich das Absolute im Kampf von Sinn und Unsinn offenbart.
Mitte des Lebens brachte 1950 Luise Rinser den literarischen Durchbruch. Noch waren die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges gegenwärtig und die Mächte schon wieder gegeneinander gerichtet, Menschen nach wie vor orientierungslos, Familien zerrissen, der Lebenssinn entzogen.
Luise Rinser wirkte am Wiederaufbau der westdeutschen Bundesrepublik, engagierte sich politisch, setzte sich mit Grundfragen des Daseins auseinander. Die Wessobrunner Grunderfahrung war dabei wie ein Stern, der sie führte, aber manchmal auch verschwand und zur vagen Erinnerung an gewesene Daseinsfülle wurde.
Aus dieser jahrzehntelangen Spannung zwischen erlebtem und ersehntem Sinn und erlittener Sinnlosigkeit entstand ein literarisches, philosophisches, theologisches Werk, in welchem manches gewiss zeitbedingt ist, vieles jedoch unvergängliche Grundfragen des Daseins betrifft wie etwa: Heimatlosigkeit als Wesenszug des Menschen, Welt als Offenbarungsort des Göttlichen, das Verhältnis Frau–Mann bzw. Männliches–Weibliches. Die Kraft der Zerrissenheit dieser Dualität stellte für sie einen Quell der Kreativität sowie die Ursache jeder Spannung dar. Dies geschieht nicht bloß in der Menschenwelt, was allerdings erst in einem größeren ganzheitlichen Horizont sichtbar werden kann.
Der große Horizont, der in der Wessobrunner Frühe von Die gläsernen Ringe angelegt war, kam zu einer epochalen Blüte mit Mirjam – dem Buch, das die Menschwerdung Gottes umdenkt, indem es „die weibliche Komponente“ entfaltet.
Doch erst ihr letztes Buch Bruder Hund (1999) – diese wundersame Legende der Urdichtung – gestattet Einblick in die ungeahnte Weite des künftigen Menschseins. Hier kommt die durch ein ganzes Jahrhundert und zwei Weltkriege schmerzhaft ausgereifte Wessobrunner Grunderfahrung in einer rätselhaften Gestalt zukunftsweisend zu Wort. Der „Fund“, wovon Hölderlin ebenso geheimnisvoll sprach, scheint bei Luise Rinser deutlicher zu werden.

Der Band 9 des Jahrbuchs AUFGANG ist dem Thema der Tagung in Wessobrunn 1 im Jahr 2011 gewidmet: dem 100. Geburtstag der Stifterin Luise Rinser am 30. April 2011. Er enthält  Beiträge  von Gisela Dischner, Karl Josef Kuschel, Walter Wolfgang Sparrer, José Sánchez de Murillo, Rüdiger Haas und anderen.

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Programm und Anmeldung:

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Ort und Landschaft

Eine literarische, natur- und religionsphilosophische Tagung

in Ronda (Andalusien),

4.-7. Oktober 2007

Ronda ist ein Ort im andalusischen Bergland (Provinz Málaga / Spanien). Die kleine Stadt ist nicht nur berühmt, weil sich dort die weltweit älteste Stierkampfarena befindet und sie Aufenthaltsort von Künstlern wie Rainer Maria Rilke und Ernest Hemingway war. Jeden Besucher fasziniert zuerst die landschaftliche Lage des Ortes: Ronda liegt auf einer steil abfallenden Felsplatte, die sich über dem Abgrund des „Tajo“ erhebt. Aus der schreckenerregenden Tiefe dieser Felsschlucht geht die Schönheit, Helle, Weite und Erhabenheit der umliegenden Landschaft mit ihren Bergen, Ebenen und Tälern hervor.
Siehe auch Publikationen, Luise Rinser und Ronda.
Im Ausgang von dieser Landschaftserfahrung dient die Tagung dem Versuch, das Phänomen des ‚Ortes‘ philosophisch und kulturwissenschaftlich zu erhellen. Dabei sollen nicht nur bereits vorhandene Thematisierungen auf ihre Grundstrukturen und Möglichkeiten hin untersucht, sondern durchaus auch neue Deutungsansätze entwickelt werden. Diese innovative Zielsetzung ergibtnsich aus der Tatsache, dass die Phänomene von ‚Ort und Landschaft‘ in der Philosophie und den Wissenschaften bisher kaum ihrer Bedeutung für das (menschliche) Sein entsprechend gewürdigt worden sind. 
 
Das Schwergewicht, das die in der Geistesgeschichte dominierenden philosophischen Systeme von Platonismus und Idealismus auf das intellektuelle Sein (des Menschen) legten, verhinderte es, dass die mit der Leiblichkeit zusammenhängenden Dimensionen des (menschlichen) Seins, wie die Zeit und der Raum, in ihrer wesentlichen Bedeutung erkannt und der philosophischen Reflexion zugrunde gelegt wurden. Während die Zeitlichkeit des Seins spätestens seit Heidegger („Sein und Zeit“, 1927) verstärkt ins philosophische Bewusstsein tritt, wurde es bisher kaum entsprechend wahrgenommen, dass Sein wesentlich ‚An-einem-Ort-Sein‘ ist. Die (gegenwärtige) Krise und Selbstentfremdung des Menschen kann nur überwunden werden, wenn sich der Mensch auf diese ursprüngliche Bestimmung des Seins zurückbesinnt und sich wieder in sie einfügt. Dazu möchte die Tagung auf verschiedenen Ebenen Anregungen geben.
 

Folgende Themenbereiche sollen behandelt werden:

  • (Früh-)Formen von religiöser Landschaftserfahrung
  • Philosophisch-wissenschaftliche Theorien von ‚Ort und Landschaft
  • Tiefenphänomenologie‘ der Landschaft
  • Dichterische und künstlerische Landschaftserfahrung
Die Inhalte dieser Tagung wurden veröffentlicht im Kohlhammer Verlag in Band 5 der ReiheAUFGANG. Jahrbuch für Denken, Dichten, Musik.

Programm:

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