
Ronda ist ein Ort im andalusischen Bergland (Provinz Málaga / Spanien).
Die kleine Stadt ist nicht nur berühmt, weil sich dort die weltweit älteste
Stierkampfarena befindet und sie Aufenthaltsort von Künstlern wie Rainer
Maria Rilke und Ernest Hemingway war. Jeden Besucher fasziniert zuerst die
landschaftliche Lage des Ortes: Ronda liegt auf einer steil abfallenden
Felsplatte, die sich über dem Abgrund des „Tajo“ erhebt. Aus der
schreckenerregenden Tiefe dieser Felsschlucht geht die Schönheit, Helle,
Weite und Erhabenheit der umliegenden Landschaft mit ihren Bergen,
Ebenen und Tälern hervor.
Im Ausgang von dieser Landschaftserfahrung dient die Tagung dem Versuch,
das Phänomen des ‚
Ortes‘ philosophisch und kulturwissenschaftlich zu erhellen.
Dabei sollen nicht nur bereits vorhandene Thematisierungen auf ihre
Grundstrukturen und Möglichkeiten hin untersucht, sondern durchaus auch
neue Deutungsansätze entwickelt werden. Diese innovative Zielsetzung ergibt

sich aus der Tatsache, dass die Phänomene von ‚
Ort und Landschaft‘ in der
Philosophie und den Wissenschaften bisher kaum ihrer Bedeutung für das
(menschliche) Sein entsprechend gewürdigt worden sind. Das Schwergewicht,
das die in der Geistesgeschichte dominierenden philosophischen Systeme
von Platonismus und Idealismus auf das intellektuelle Sein (des Menschen)
legten, verhinderte es, dass die mit der Leiblichkeit zusammenhängenden
Dimensionen des (menschlichen) Seins, wie die Zeit und der Raum, in ihrer
wesentlichen Bedeutung erkannt und der philosophischen Reflexion zugrunde
gelegt wurden. Während die Zeitlichkeit des Seins spätestens seit
Heidegger („Sein und Zeit“, 1927) verstärkt ins philosophische Bewusstsein
tritt, wurde es bisher kaum entsprechend wahrgenommen, dass Sein wesentlich
‚
An-einem-Ort-Sein‘ ist. Die (gegenwärtige) Krise und Selbstentfremdung des
Menschen kann nur überwunden werden, wenn sich der Mensch auf diese
ursprüngliche Bestimmung des Seins zurückbesinnt und sich wieder in sie
einfügt. Dazu möchte die Tagung auf verschiedenen Ebenen Anregungen geben.
Folgende Themenbereiche sollen behandelt werden:
- (Früh-)Formen von religiöser Landschaftserfahrung
- Philosophisch-wissenschaftliche Theorien von ‚Ort und Landschaft‘
- ‚Tiefenphänomenologie‘ der Landschaft
- Dichterische und künstlerische Landschaftserfahrung
Die Inhalte dieser Tagung wurden veröffentlicht im Kohlhammer Verlag in
Band 5 der Reihe
AUFGANG. Jahrbuch für Denken, Dichten, Musik.